Bäume und Kinder
Gerade unsere Jüngsten brauchen Luft zum Atmen
Unsere Kinder sind unsere Zukunft. Diese Parole ist immer wieder zu lesen und zu hören, wenn es um die Verbesserung der Bedingungen der Kinderbe-treuung und der Schulausbildung geht. Und diese Parole stimmt.
Kinder statt Bäume. Diese Parole war in unserem Nachbarort Bergfelde zu hören und zu lesen, als trillerpfeifende Eltern erreichen wollten (und sie haben es erreicht), dass zwei 100-jährige Eichen sofort gefällt werden, um zum Wohle ihres Nachwuchses mit dem Neubau eines Hortes ohne Planände-rungen und damit ohne Zeitverzögerung beginnen zu können.
Und diese Parole ist falsch. Auch die Bäume sind unsere Zukunft. Daher kann es nicht heißen „Kinder statt Bäume“, sondern es muss heißen „Kinder und Bäume“. Zukunftsweisend wäre es gewesen, wenn die besorgten Eltern ihre Abgeordne-ten trillerpfeifend aufgefordert hätten, die Umplanung des Hortbaus umgehend zu beschließen, um die Ur-Ur-Oma- und Ur-Ur-Opa-Eichen zu erhalten.
Es ist nun einmal Tatsache: Die Bäume brauchen uns Menschen nicht, aber wir Menschen brauchen die Bäume, unsere Kinder mehr denn je.
25. April - Tag des Baumes in Deutschland
Der Tag des Baumes ist amerikanischen Ursprungs. Initiator war der in Ne-braska lebende Journalist und Kleinfarmer Julius Sterling Morton. Um seine Farm vor Erosionsschäden zu schützen pflanzte er eine Vielzahl von Bäumen und Büschen an. In Auswertung seiner Erkenntnisse regte er dann an, jährlich einen „Tag des Baumes“ zu veranstalten, um Pflanzaktionen zu fördern. Die Regierung von Nebraska stimmte letztendlich zu, und am 10. April 1872 pflanzten erstmals Bürger und Farmer mehr als eine Million Bäume. Kaum zwei Jahrzehnte später übernahmen alle Staaten der USA den „Tag des Baumes“. Allmählich wurde er weltbekannt. Eine Konferenz innerhalb der Vereinten Nationen plädierte dann 1951 dafür, einen Tag des Baumes in allen Ländern zu begehen:
Es ist notwendig, dass sich alle Menschen sowohl des ästhetischen und physiologischen als auch des wirtschaftlichen Wertes des Baumes bewusst werden.
In der Bundesrepublik Deutschland wurde der Tag des Baumes zum ersten Mal am 25. April 1952 durchgeführt. Bedingt durch die ökologischen Schäden des II. Weltkrieges und der brennstoffknappen Nachkriegssituation richtete er sich gegen die Übernutzung der Wälder und diente der Rückbesinnung auf die Nachhaltigkeit.
Das war und bleibt aktuell, ergänzt durch die Notwendigkeit des innerört-lichen Baumschutzes. Ziel war und ist es am Tag des Baumes uns allen von Kindesbeinen an durch symbolhafte Pflanzungen und Veranstaltungen die große Bedeutung des Baumes näher zu bringen.
„Andere Festtage dienen der Erinnerung, der Tag des Baumes weist in die Zukunft!“ (Julius Sterling Morton 1872)
Über zwei Petitionen an die Gemeindevertretung haben wir erreicht, dass unsere Gemeinde den Tag des Baumes seit 2008 jährlich als Festtag begeht und der jeweilige Baum des Jahres gepflanzt wird. Ins Zentrum wurden bewusst die Kindereinrichtungen gerückt.
Gepflanzt wurden:
Das Kind und der Baum - ein Gespräch
Belauscht und aufgeschrieben von Barbara Nöbel, Schildow
8 Guten Tag, du Baum, du bist aber dick! Meine Oma sagt immer, dick ist nicht gesund.
r Das soll deine Oma mal deinem Opa sagen. Bei uns Bäumen ist ein dicker Stamm ein Zeichen für ein hohes Alter bei guter Gesundheit.
8 Da bist du wohl schon ziemlich alt?
r Naja, wie man’s nimmt. Ich glaube, so um die 150 Jahre werden es schon sein.
8 Phhh. Was machst du denn den ganzen Tag, wenn du immer an der gleichen Stelle stehen musst? Ist das nicht langweilig?
r Na du bist vielleicht ulkig! Ich arbeite schließlich schwer.
8 Du arbeitest? Wie soll denn das aussehen?
r Frag‘ mal deine Eltern oder deine Oma oder besser noch deinen Lehrer. Ich habe ja schließlich noch einen unterirdischen Teil, nämlich meine Wurzeln, und die versorgen mich mit Wasser. Schau mich an, über 20 Meter hoch muss es verteilt werden.
8 Das ist ja toll! Was machst du denn damit?
r Ich bin so etwas wie eine Solaranlage. Aber ich liefere keinen Strom, sondern Sauerstoff.
8 Solaranlagen kenne ich. Unser Nachbar hat welche auf seinem Dach. Aber du hast ja gar keine, du schwindelst.
r Ich habe doch meine Blätter, meine schönen grünen Blätter. Die wandeln Wasser aus der Erde und Kohlendioxid aus der Luft in Zucker um, und zwar mithilfe des Sonnenlichts. Dabei entsteht Sauerstoff, und den gebe ich an die Luft weiter. Den Zucker verbrauche ich für mich, um zu wachsen und zu leben.
8 Sag‘ mal, der Sauerstoff, den du machst, ist das der, den ich einatme?
r Ja, genau so ist es.
8 Und was atme ich im Winter, wenn du keine Blätter hast?
r Den Sauerstoff von den Bäumen und Grünpflanzen, die anderswo leben.
8 Ihr Bäume seid aber klug.
r Ja, und ich mache noch viel mehr. Ich sauge mit meinen Blättern riesige Mengen Staub und Abgase aus der Luft, damit du nicht zu viel davon ein-
atmest.
8 Aber immer auf der gleichen Stelle stehen muss doch trotzdem sehr langweilig sein. Du hast ja noch nicht mal ein Handy.
r Dafür habe ich viele Besucher. Siehst du das Loch hier im Stamm? Dort hat vor kurzem ein Specht gebrütet, als Nachmieter kam dann die Hohltaube, und weiter oben tummeln sich die Finken. Aber auch Eichhörnchen besuchen mich gerne und so wie du auch Menschen.
8 Aber im Herbst wirfst du deine Blätter ab, und ich muss die dann immer zusammenfegen. Das ist vielleicht lästig. Meine Oma sagt immer, man wirft nichts auf den Boden.
r Mach‘ mir einen anderen Vorschlag. Schließlich ist es hier im Winter kalt und der Boden oft gefroren. Da kann ich meine Blätter nicht ernähren und halte einfach Winterruhe. Im Winter sieht man aber dafür, wie schön ich gewachsen bin, findest du nicht auch?
8 Mensch Baum, du bist ja ein ganz toller Kerl. Ich muss dich gleich mal umarmen. Huch, meine Arme reichen ja gar nicht um dich herum. Sag‘ mal, hast du denn auch Wünsche?
r Weißt du, ich habe nun schon lange
meine Aufgabe in der Natur erfüllt
und den Menschen rund um mich
herum wirklich treu gedient. Da
denke ich, ich verdiene es, dass ich
noch so lange stehen bleiben darf,
bis ich von selbst nicht mehr will
oder kann.
Meinst du nicht, dass ich als Baum
nicht auch in Würde alt werden
darf?
8 Oh ja, bestimmt! Ich werde das
gleich mit meiner Uroma besprechen.
Die ist fast so alt wie du und hat
auch kein Handy.Tschüss Baum,
ich komme bald mal wieder vorbei.
Das Gespräch wurde am Tag des Baumes 2010 auch "schauspielerisch" umgesetzt. In die Rolle des Kindes schlüpfte die Autorin selbst.
Plant for the Planet
Plant-for-the-Planet ist eine Schülerinitiative und geht auf den 9jährigen Jungen Felix Finkbeiner zurück: „Wir können die Gestaltung unserer Zukunft nicht den Erwachsenen alleine überlassen!“ „Die Klimakrise bedroht unsere Erde, und wir Menschen sind schuld daran. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird das katastrophale Auswirkungen haben. Trotzdem wird immer noch viel zu wenig dagegen getan.“
(Finkbeiner 2011, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main)
Er entschloss sich 2007, dem ständigen Reden der Erwachsenen Taten der Kinder entgegenzusetzen. Er rief zunächst die Kinder in Deutschland auf,
1 Million Bäume zu pflanzen. In vielen Städten gründeten sich daraufhin Schülerinitiativen, die Bäumchen pflanzten, um die Wichtigkeit der Kom-pensation der CO2-Emission zu verdeutlichen.
Die erste Million war in wenigen Jahren geschafft.
Inzwischen ist aus diesem Beginn eine weltweit tätige Initiative geworden, die unter dem Motto „Stop talking, start planting“ bisher 12,5 Mrd. Bäume in über 70 Ländern aller Kontinente gepflanzt hat. Bis 2020 sollen es 20 Mrd. Bäume sein.
Felix Finkbeiner erhielt für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz und wurde 2015 Europäer des Jahres. Anerkannte Klimaschützer, bedeutende Persönlichkeiten und auch die UNO bekennen sich zu diesem Projekt.
Unterstützung der Initiative Plant for the Planet
Der Wunsch, den Stellenwert des Baumschutzes in unserer Gemeinde zu erhöhen, hat unsere Bürgerinitiative dazu bewogen, dieses so sinnvolle Schülervorhaben auch mit unseren Kindern zu unterstützen.
Unsere Anregung kam sehr gut an. Unsere Grundschüler konnten begeistert werden:
-Mark (4.Klasse 2016):
„Die Arbeit finde ich nicht so anstrengend. Sie macht viel Spaß,
weil Bäume Kohlendioxid aufnehmen und die Luft reinigen.“
- Clara (4.Klasse 2016):
„.. ich mag die Natur. In der Schule habe ich gehört, das die
Blätter uns den Sauerstoff schenken.“
- Julian (5. Klasse 2017):
„Ich hätte gedacht, das wäre megalangweilig. Aber das macht
richtig Fun.“
- Benjamin (4.Klasse 2018) war zufrieden, das die Setzlinge, wie
ihm bekannt, auch wieder einen weißen Verbissschutzanstrich
erhalten. Er hatte extra seine bereits weiß bekleckerten Schuhe
angezogen, da zu Hause gerade gemalert wird.
Gepflanzt werden die Bäumchen im Frühling und erhalten einen Verbiss-schutzanstrich, der im Herbst als Winterschutz wiederholt wird. Benjamin aus der 4. Klasse war bereits zum dritten Mal dabei, als Pflanzer/Anstreicher im Frühling 2017 (3. Klasse), als Anstreicher im Herbst 2017 (4. Klasse) und als Pflanzer/Anstreicher im Frühling 2018 (4.Klasse).
Ob in Schildow oder Summt (s. Fotos) die Schüler waren mit sehr viel Eifer bei der Sache. Es war eine Freude das zu sehen. Die Schildower 3.-Klässler hatten sogar extra Flaschen mit Wasser mitgebracht und verteilten das Nass sofort freigiebig auf die eingepflanzten Setzlinge.
Wir, die Erwachsenden (Lehrer, Elternvertreter, BI-Mitglieder und der Revierförster) waren nur die Organisatoren. Hilfe und Unterstützung gab es nur auf Wunsch der Kinder, etwa dann, wenn z.B. zwei Drittklässler gemeinsam den Spaten nicht in das Erdreich bewegen konnten. Auf Fachfragen erhielten sie natürlich auch Fachantworten.
Gepflanzt wurden:
im April 2016
von der Klasse 5a der Europaschule „Am Fließ“ in Schildow
40 Eichensetzlinge
(Geplant war, 100 Bäumchen zu setzen. Aufgrund starken Regens
musste die Aktion allerdings abgebrochen werden.)
und von der Klasse 4a der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Summt
100 Buchensetzlinge
im April 2017
von der Klasse 3a der Europaschule „Am Fließ´“ in Schildow
100 Eichensetzlinge
und von der Klasse 5b der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Summt
130 Buchensetzlinge
im April 2018
von der Klasse 4a der Europaschule „Am Fließ“ in Schildow
130 Buchensetzlinge
und von der Klasse 4b der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Summt
115 Buchensetzlinge
von der Klasse 6 der Europaschule "Am Fließ" Schildow
120 Eichen- und 11 Flatterulmemsetzlinge
von der Klasse 2c der Europaschule "am Fließ" in Schildow
103 Eichensetzlinge