Bäume und Kinder

Gerade unsere Jüngsten brauchen Luft zum Atmen

Unsere Kinder sind unsere Zukunft. Diese Parole ist immer wieder zu lesen und zu hören, wenn es um die Verbesserung der Bedingungen der Kinderbe-treuung und der Schulausbildung geht. Und diese Parole stimmt.

Kinder statt Bäume. Diese Parole war in unserem Nachbarort Bergfelde zu hören und zu lesen, als trillerpfeifende Eltern erreichen wollten (und sie haben es erreicht), dass zwei 100-jährige Eichen sofort gefällt werden, um zum Wohle ihres Nachwuchses mit dem Neubau eines Hortes ohne Planände-rungen und damit ohne Zeitverzögerung beginnen zu können.

Oranienburger Generalanzeiger 29./30.11.2008
Oranienburger Generalanzeiger 29./30.11.2008

Und diese Parole ist falsch. Auch die Bäume sind unsere Zukunft. Daher kann es nicht heißen „Kinder statt Bäume“, sondern es muss heißen „Kinder und Bäume“. Zukunftsweisend wäre es gewesen, wenn die besorgten Eltern ihre Abgeordne-ten trillerpfeifend aufgefordert hätten, die Umplanung des Hortbaus umgehend zu beschließen, um die Ur-Ur-Oma- und Ur-Ur-Opa-Eichen zu erhalten.

Es ist nun einmal Tatsache: Die Bäume brauchen uns Menschen nicht, aber wir Menschen brauchen die Bäume, unsere Kinder mehr denn je.

25. April - Tag des Baumes in Deutschland

Der Tag des Baumes ist amerikanischen Ursprungs. Initiator war der in Ne-braska lebende Journalist und Kleinfarmer Julius Sterling Morton. Um seine Farm vor Erosionsschäden zu schützen pflanzte er eine Vielzahl von Bäumen und Büschen an. In Auswertung seiner Erkenntnisse regte er dann an, jährlich einen „Tag des Baumes“ zu veranstalten, um Pflanzaktionen zu fördern. Die Regierung von Nebraska stimmte letztendlich zu, und am 10. April 1872 pflanzten erstmals Bürger und Farmer mehr als eine Million Bäume. Kaum zwei Jahrzehnte später übernahmen alle Staaten der USA den „Tag des Baumes“. Allmählich wurde er weltbekannt. Eine Konferenz innerhalb der Vereinten Nationen plädierte dann 1951 dafür, einen Tag des Baumes in allen Ländern zu begehen:

Es ist notwendig, dass sich alle Menschen sowohl des ästhetischen und physiologischen als auch des wirtschaftlichen Wertes des Baumes bewusst werden.

In der Bundesrepublik Deutschland wurde der Tag des Baumes zum ersten Mal am 25. April 1952 durchgeführt. Bedingt durch die ökologischen Schäden des II. Weltkrieges und der brennstoffknappen Nachkriegssituation richtete er sich gegen die Übernutzung der Wälder und diente der Rückbesinnung auf die Nachhaltigkeit.

Das war und bleibt aktuell, ergänzt durch die Notwendigkeit des innerört-lichen Baumschutzes. Ziel war und ist es am Tag des Baumes uns allen von Kindesbeinen an durch symbolhafte Pflanzungen und Veranstaltungen die große Bedeutung des Baumes näher zu bringen.

„Andere Festtage dienen der Erinnerung, der Tag des Baumes weist in die Zukunft!“ (Julius Sterling Morton 1872)

Über zwei Petitionen an die Gemeindevertretung haben wir erreicht, dass unsere Gemeinde den Tag des Baumes seit 2008 jährlich als Festtag begeht und der jeweilige Baum des Jahres gepflanzt wird. Ins Zentrum wurden bewusst die Kindereinrichtungen gerückt.

Gepflanzt wurden:

  • 2008 die Walnuss in der Kneipp-Kita "Raupe Nimmersatt" (Mühlenbeck)
  • 2009 der Bergahorn in der Kita "Villa Kunterbunt" (Schönfließ)
  • 2010 die Vogelkirsche in der Kita "An der Heidekrautbahn" (Schildow) s. Foto oben
  • 2011 die Elsbeere in der Kita "Schneckenhaus" (Zühlsdorf),
  • 2012 die Lärche auf dem Dorfanger Schönfließ. Eine Gruppe der Kita "Villa Kunterbunt zeigte einen lustigen Gesang rund um den frisch gepflanzten Baum.
  • 2013 der Wildapfel, am Spielplatz des Schildower Neubauviertels "Am Pfaffenwald".
  • 2014 die Traubeneiche, am Spielplatz des Schönfließer Neuortviertels "Bieselheide".
  • 2015 der Feldahorn auf dem im letzten Jahr eröffneten Dorfplatz Schildow. Der Baum wurde von der BI gesponsert. Eine Gruppe der Kita "An der Heidekrautbahn" bot ein kleines Baumliedprogramm und pflanzte den Feldahorn "zu Ende".
  • 2016 die Winterlinde am Hort Mühlenbeck. Die BI als Ideengeber der Pflanzungen wurde erstmalig nicht eingeladen.
  • 2017 die Fichte vor dem Rathaus der Gemeinde in Mühlenbeck. Sie ist als wachsender Dauerweihnachtsbaum der Gemeinde vorgesehen. Eine Hortkindergruppe bot ein kleines Fichtenprogramm.
  • 2018 die Esskastanie vor dem Feuerwehrgebäude in Schönfließ. Etwa 80 Kinder der Schönfließer Kita "Am Schlosspark" (zuvor "Villa Kunterbunt") begrüßten den neuen Baum mit einem Ständchen, der nicht weit vom örtlichen Spielplatz entfernt steht.
  • 2019 die Flatterulme in der Nähe des Spielplatzes Hermann-Grüne-berg-Str./Ecke Mühlenring. 22 Kita-Kinder der "Raupe Nimmer-satt" (Mühlenbeck) sangen u.a. jubelnd "Alt wie ein Baum ..." (s. Foto).
  • 2020 die Robinie auf der Verkehrsinsel Lindenallee in Mühlenbeck. Kinder der "benachbarten" Schildower Kita "Spatzenhaus" wünschten dem Baum ein gutes Gedeihen. Sie sangen: "Wenn du vorbeigehst, grüß mich mal! Wenn es zu trocken ist gieß mich mal!". Daher werden sie oft selbst zum Gießen vorbeischauen. 
  • 2021  die Stechpalme neben der Mühlenbecker Dorfkirche. Laut Ge-meindeverwaltung wurde wegen besserer Anwuchsbedingungen die Pflanzung auf Anfang März vorgezogen und coronabedingt auf eine Kitabeteiligung verzichtet. 
  • 2022 die Rotbuche in der neugebauten Kita An der Heidekrautbahn in Schildow. Wie auch schon 2016 erhielt die BI keine Einladung. Sie hat sich dieses Mal ganz einfach selbst eingeladen. Das Ständchen der Kinder war allerdings allein dem neuen Baummitglied gewidmet und nicht, wie von der Verwaltung verbreitet dem Bürgermeister und den geladenen Gästen.
  • 2023 die Moorbirke am Teich auf dem Dorfplatz Mühlenbeck. Die kleine Feierstunde fand schon einen Monat früher statt und wurde von Kindern der Kita Raupe Nimmersatt freudig untermalt. Die BI durfte wieder mit einer herzlichen Einladung offiziell dabei sein.

Das Kind und der Baum - ein Gespräch

Belauscht und aufgeschrieben von Barbara Nöbel, Schildow

8  Guten Tag, du Baum, du bist aber dick! Meine Oma sagt immer, dick ist nicht gesund.

r Das soll deine Oma mal deinem Opa sagen. Bei uns Bäumen ist ein dicker Stamm ein Zeichen für ein hohes Alter bei guter Gesundheit.

8  Da bist du wohl schon ziemlich alt?

r Naja, wie man’s nimmt. Ich glaube, so um die 150 Jahre werden es schon sein.

8  Phhh. Was machst du denn den ganzen Tag, wenn du immer an der gleichen Stelle stehen musst? Ist das nicht langweilig?

r Na du bist vielleicht ulkig! Ich arbeite schließlich schwer.

8  Du arbeitest? Wie soll denn das aussehen?

r Frag‘ mal deine Eltern oder deine Oma oder besser noch deinen Lehrer. Ich habe ja schließlich noch einen unterirdischen Teil, nämlich meine Wurzeln, und die versorgen mich mit Wasser. Schau mich an, über 20 Meter hoch muss es verteilt werden.

8  Das ist ja toll! Was machst du denn damit?

r Ich bin so etwas wie eine Solaranlage. Aber ich liefere keinen Strom, sondern Sauerstoff.

8 Solaranlagen kenne ich. Unser Nachbar hat welche auf seinem Dach. Aber du hast ja gar keine, du schwindelst.

r Ich habe doch meine Blätter, meine schönen grünen Blätter. Die wandeln Wasser aus der Erde und Kohlendioxid aus der Luft in Zucker um, und zwar mithilfe des Sonnenlichts. Dabei entsteht Sauerstoff, und den gebe ich an die Luft weiter. Den Zucker verbrauche ich für mich, um zu wachsen und zu leben.

8 Sag‘ mal, der Sauerstoff, den du machst, ist das der, den ich einatme?

r Ja, genau so ist es.

8  Und was atme ich im Winter, wenn du keine Blätter hast?

r Den Sauerstoff von den Bäumen und Grünpflanzen, die anderswo leben.

8  Ihr Bäume seid aber klug.

r Ja, und ich mache noch viel mehr. Ich sauge mit meinen Blättern riesige Mengen Staub und Abgase aus der Luft, damit du nicht zu viel davon ein-

     atmest.

8  Aber immer auf der gleichen Stelle stehen muss doch trotzdem sehr langweilig sein. Du hast ja noch nicht mal ein Handy.

r Dafür habe ich viele Besucher. Siehst du das Loch hier im Stamm? Dort hat vor kurzem ein Specht gebrütet, als Nachmieter kam dann die Hohltaube, und weiter oben tummeln sich die Finken. Aber auch Eichhörnchen besuchen mich gerne und so wie du auch Menschen.

8  Aber im Herbst wirfst du deine Blätter ab, und ich muss die dann immer zusammenfegen. Das ist vielleicht lästig. Meine Oma sagt immer, man wirft nichts auf den Boden.

r Mach‘ mir einen anderen Vorschlag. Schließlich ist es hier im Winter kalt und der Boden oft gefroren. Da kann ich meine Blätter nicht ernähren und halte einfach Winterruhe. Im Winter sieht man aber dafür, wie schön ich gewachsen bin, findest du nicht auch?

8  Mensch Baum, du bist ja ein ganz toller Kerl. Ich muss dich gleich mal umarmen. Huch, meine Arme reichen ja gar nicht um dich herum. Sag‘ mal, hast du denn auch Wünsche?

 

 

r Weißt du, ich habe nun schon lange

     meine Aufgabe in der Natur erfüllt

     und den Menschen rund um mich

     herum wirklich treu gedient. Da 

     denke ich, ich verdiene es, dass ich

     noch so lange stehen bleiben darf,

     bis ich von selbst nicht mehr will

     oder kann.

     Meinst du nicht, dass ich als Baum

     nicht auch in Würde alt werden

     darf?

8 Oh ja, bestimmt! Ich werde das

    gleich mit meiner Uroma besprechen.

    Die ist fast so alt wie du und hat

    auch kein Handy.Tschüss Baum,

    ich komme bald mal wieder vorbei.

 

 

Das Gespräch wurde am Tag des Baumes 2010 auch "schauspielerisch" umgesetzt. In die Rolle des Kindes schlüpfte die Autorin selbst.

Plant for the Planet

Plant-for-the-Planet ist eine Schülerinitiative und geht auf den 9jährigen Jungen Felix Finkbeiner zurück: „Wir können die Gestaltung unserer Zukunft nicht den Erwachsenen alleine überlassen!“ „Die Klimakrise bedroht unsere Erde, und wir Menschen sind schuld daran. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird das katastrophale Auswirkungen haben. Trotzdem wird immer noch viel zu wenig dagegen getan.“

(Finkbeiner 2011, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main)

Er entschloss sich 2007, dem ständigen Reden der Erwachsenen Taten der Kinder entgegenzusetzen. Er rief zunächst die Kinder in Deutschland auf,

1 Million Bäume zu pflanzen. In vielen Städten gründeten sich daraufhin Schülerinitiativen, die Bäumchen pflanzten, um die Wichtigkeit der Kom-pensation der CO2-Emission zu verdeutlichen.

Die erste Million war in wenigen Jahren geschafft.

Inzwischen ist aus diesem Beginn eine weltweit tätige Initiative geworden, die unter dem Motto „Stop talking, start planting“ bisher 12,5 Mrd. Bäume in über 70 Ländern aller Kontinente gepflanzt hat. Bis 2020 sollen es 20 Mrd. Bäume sein.

Felix Finkbeiner erhielt für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz und wurde 2015 Europäer des Jahres. Anerkannte Klimaschützer, bedeutende Persönlichkeiten und auch die UNO bekennen sich zu diesem Projekt.

Unterstützung der Initiative Plant for the Planet

Der Wunsch, den Stellenwert des Baumschutzes in unserer Gemeinde zu erhöhen, hat unsere Bürgerinitiative dazu bewogen, dieses so sinnvolle Schülervorhaben auch mit unseren Kindern zu unterstützen.

Unsere Anregung kam sehr gut an. Unsere Grundschüler konnten begeistert werden:

   -Mark (4.Klasse 2016):

     „Die Arbeit finde ich nicht so anstrengend. Sie macht viel Spaß,

     weil Bäume Kohlendioxid aufnehmen und die Luft reinigen.“

    - Clara (4.Klasse 2016):

       „.. ich mag die Natur. In der Schule habe ich gehört, das die

      Blätter uns den Sauerstoff schenken.“

    - Julian (5. Klasse 2017):

       „Ich hätte gedacht, das wäre megalangweilig. Aber das macht

      richtig Fun.“

     - Benjamin (4.Klasse 2018) war zufrieden, das die Setzlinge, wie

      ihm bekannt, auch wieder einen weißen Verbissschutzanstrich

      erhalten. Er hatte extra seine bereits weiß bekleckerten Schuhe

      angezogen, da zu Hause gerade gemalert wird.

Gepflanzt werden die Bäumchen im Frühling und erhalten einen Verbiss-schutzanstrich, der im Herbst als Winterschutz wiederholt wird. Benjamin aus der 4. Klasse war bereits zum dritten Mal dabei, als Pflanzer/Anstreicher im Frühling 2017 (3. Klasse), als Anstreicher im Herbst 2017 (4. Klasse) und als Pflanzer/Anstreicher im Frühling 2018 (4.Klasse).

Ob in Schildow oder Summt (s. Fotos) die Schüler waren mit sehr viel Eifer bei der Sache. Es war eine Freude das zu sehen. Die Schildower 3.-Klässler hatten sogar extra Flaschen mit Wasser mitgebracht und verteilten das Nass sofort freigiebig auf die eingepflanzten Setzlinge.

Wir, die Erwachsenden (Lehrer, Elternvertreter, BI-Mitglieder und der Revierförster) waren nur die Organisatoren. Hilfe und Unterstützung gab es nur auf Wunsch der Kinder, etwa dann, wenn z.B. zwei Drittklässler gemeinsam den Spaten nicht in das Erdreich bewegen konnten. Auf Fachfragen erhielten sie natürlich auch Fachantworten.

Gepflanzt wurden:

  • im April 2016

    von der Klasse 5a der Europaschule „Am Fließ“ in Schildow

    40 Eichensetzlinge

    (Geplant war, 100 Bäumchen zu setzen. Aufgrund starken Regens

    musste die Aktion allerdings abgebrochen werden.)

    und von der Klasse 4a der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Summt

    100 Buchensetzlinge

  • im April 2017

    von der Klasse 3a der Europaschule „Am Fließ´“ in Schildow

    100 Eichensetzlinge

    und von der Klasse 5b der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Summt

    130 Buchensetzlinge

  • im April 2018

    von  der Klasse 4a der Europaschule „Am Fließ“ in Schildow

    130 Buchensetzlinge

    und von der Klasse 4b der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Summt

    115 Buchensetzlinge

  • im April 2019 

              von der Klasse 6 der Europaschule "Am Fließ" Schildow

         120 Eichen- und 11 Flatterulmemsetzlinge

  • 2020, 2021 und 2022 fanden coronabedingt keine Pflanzungen statt. 2023 wurde die Aktion wieder aufgenommen.
  • im April 2023

                 von der Klasse 2c der Europaschule "am Fließ" in Schildow

             103 Eichensetzlinge